Der Damen Ruderclub Zürich war der erste selbständige Ruderclub für Frauen in der Schweiz. Gründung 1930
"Es war einmal ... eine junge Frau, die auf ihrem Arbeitsweg vom Seefeld über die Quaibrücke in die Stadt mit leisem Neid die schmucken Boote fahren sah, die von ihrem Bootshaus am Stadthausquai unter der Brücke Richtung See verschwanden. Als Tochter eines Limmat-Clüblers und Pontonier-Wachtmeisters hatte sie eine besondere Beziehung zum Wasser. Und so ist es nicht verwunderlich, dass eben diese Frau die Initiative ergriff, Mädchen und Frauen den Weg zu öffnen zu diesem herrlichen Wassersport.” (aus Erinnerungen von Dori Wettstein)
Alles begann 1929 mit einer Zeitungsannonce im “Tagblatt der Stadt Zürich”. Viele gute Ideen wurden gesammelt. Anregungen kamen auch von Mädchen und Frauen, die einen Ruderer zum Bruder hatten.
1930 gründete Dori Wettstein mit einem kleinen Kreis ruder-begeisterter Frauen den Damen Ruderclub Zürich, mit Statuten und Vorstand. Erste Ruderübungen konnten die Frauen im Bootshaus bei Alfred Stämpfli senior in der Ruderkiste absolvieren — mangels eigenem Bootshaus.
Im Frühjahr 1932 stand das DRZ-Bootshaus bezugsbereit. Auf einem ehemaligen Flecken Riedland von Fischer Madörin, draussen in der Bucht von Zürich-Wollishofen, konnte das Wunschziel verwirklicht werden. Die mutigen Frauen wurden mit Rat und Tat von Fachmännern unterstützt. Als juristischer Berater und Planer setzte sich Dr. Bosshard vom Seeclub Zürich ein. Und die Initiantin hatte einen Architekten zum Freund und späteren Gatten, Max Wettstein.
Rund um das Bootshaus herrschte reger Betrieb. Nicht wenige Ruderer vom Mythenquai kamen in der Bucht am Stadtrand vorbei. Der erste rudernde Damenverein wurde von den Herren-Ruderclubs wohlwollend aufgenommen.
Stilrudern war damals die Disziplin für Frauen. Nicht Schnelligkeit war gefragt, sondern das ästhetische Rudern. Die Stilruderinnen gingen an einer Regatta meist als Auftakt an den Start und glitten unter Applaus vor der Herrentribüne elegant über das Wasser. Am Ufer sassen die Kameradinnen im gleichen Tenue und freuten sich am Erfolg.
Mit der Zeit wurde vom Stilrudern zum wirklichen Regatta-Rudern übergegangen. 1935 gewann das DRZ-Boot in der Kategorie Vierer mit Steuerfrau.
Später, in den Siebziger Jahren, versuchten sich die DRZ-Ruderinnen wieder an der Zürcher Herbstregatta. Als 1978 der DRZ-Vierer von den Favoritinnen vom deutschen Bodenseeufer weitab geschlagen wurde, sahen die Ruderinnen ein, dass auch für regionale Wettbewerbe grösserer Trainingsaufwand erforderlich ist.
Trainer mit großen Namen im DRZ: Seit den Gründungsjahren hatten die DRZ-Ruderinnen immer wieder das Glück, ehrenamtliche Trainer zu finden, die sie beim Erlernen und Verbessern der Rudertechnik anleiteten.
Ulrich von Sury führte Schweizer Ruderer zu internationalen Erfolgen und war eine herausragende Persönlichkeit im Schweizer Rudersport. Zitat aus Chronik Grasshopper-Club 1904 - 2004: “Seine Begeisterung für den Rudersport muss enorm gewesen sein, denn zu jener Zeit (1932 - ca. 1940) betätigte er sich sogar als Trainer des Damen-Ruderclubs. Wahrscheinlich wollte er die jungen Ruderinnen in allen möglichen technischen und konditionellen Belangen fördern.”
Alfred Bürki amtete viele Jahre als Trainer, er versuchte das Rudern der Herren nicht einfach für die Frauen zu übertragen, sondern einen eigenen Stil ohne allzu grosse Kraftanstrengung zu vermitteln.
Max Wettstein war nicht nur der Bootshaus-Architekt, sondern vermittelte während einer langen Phase den Ruderanfängerinnen die Grundbegriffe und begleitete ihre ersten Ausfahrten im stabilen Zweier.
Ruedi Hochstrasser, der Thalwiler Ruderfachmann, forderte in den 90er-Jahren die Frauen mit gezieltem Training heraus. In seiner knappen Freizeit motivierte er die DRZ-Ruderinnen zu zeitgemässer Rudertechnik. Von seinen kritischen Videotrainingslektionen konnten die Ruderinnen sehr profitieren.
Das Bootshaus füllte sich im Laufe der Jahrzehnte mit schönen Booten. Zu den bewährten, unverwüstlichen Booten gesellten sich sportliche, schmale Rennruderboote. Finanziert wurden die Neuanschaffungen mit Anteilscheinen, zinslosen Darlehen und Subventionen des Sport-Totos.
Einige schöne Boote durfte der DRZ von grosszügigen Gönnern als Geschenk entgegennehmen. Meist waren es Boote der nachbarlichen Firma Stämpfli.
Damit das neue Boot erst bei der Taufe ins Wasser kommt, trugen die Ruderinnen das Geschenk an der Seestrasse entlang zum Bootshaus.
1974 wird der Damen Ruderclub Zürich als Mitglied in den SRV Schweizerischen Ruderverband aufgenommen — auf Initiative der damaligen Präsidentin Beatrice Straub.
Wanderrudern: 1981 war der DRZ mit 6 Ruderinnen bei einer internationalen Rudertour in Holland vertreten: Die traditionelle Elf-Städtefahrt, die im Winter per Schlittschuhen befahren wird, wurde für die Delegation mit Ruderinnen und Ruderern aus der Schweiz zum eindrücklichen Wandertouren-Erlebnis. Im nächsten Jahr folgte die Fahrt auf der Donau von Passau bis Wien. Die Rudertouren in der Auffahrtswoche mit Rudervereinen aus Deutschland waren viele Jahre Höhepunkte in der Ruderagenda. Die jährliche Einladung des befreundeten Seeclubs Küsnacht war eine beliebte und geschätzte Tradition.
Die Begeisterung für das Wanderrudern hat im DRZ die langjährige Präsidentin Annette Bauer geweckt. Mit grossem Elan organisiert und koordinierte sie bis 2015 Ruderfahrten im In- und Ausland.
Wanderrudern kann heissen: Eine Landschaft vom Boot aus zu entdecken, mit Ruderkolleginnen und -kollegen anstrengende Distanzen auf dem Wasser zu rudern und sich dann gemeinsam über das erreichte Ziel zu freuen. Die zwei- oder mehrtägigen Ruderfahrten auf Flüssen und Seen in vertrauten und neu zu entdeckenden Regionen setzen Kondition und Durchhaltewillen voraus.
DRZ feiert das 75. Jubiläum! 2005 lässt sich der DRZ feiern: Seit 75 Jahren freuen sich nun hier Frauen am Rudersport - in einem eigens für sie und von ihnen gegründeten Club. Die Medien berichten darüber. Sogar die NZZ widmet der Jubilarin einen Artikel. Die Presseartikel finden Sie hier.
Text: Helga Jarolin
Der DRZ heute ist ein aktiver Frauenclub, der sich für den Rudersport engagiert. In den letzten Jahren wurde sein gepflegter Bootspark weiter ausgebaut. Er wird von den Mitgliedern für tägliche Ausfahrten rege genutzt. Die DRZ-Frauen sind auch Mitorganisatorinnen von speziellen Ruder-Events am Zürichsee und feiern mit anderen Clubs gemeinsam an ihrem idyllischen Ruderplatz.